Kategorie: Theologie treiben (Seite 2 von 3)

„Hinweg mit dem Alten Testament!?“

Der Streit in der Evangelischen Kirche um das Alte Testament in der Zeit des Nationalsozialismus

Vortrag von Prof. Dr. Siegfried Hermle

In der Zeit des Nationalsozialismus gab es sowohl in der Gesellschaft wie auch in der evangelischen Kirche Kreise, die lautstark eine komplette Abschaffung oder doch zumindest eine rigorose „Reinigung“ des Alten Testaments forderten, da dieses „arischen“ Menschen nicht zugemutet werden könne.

Freilich blieb diese Haltung nicht unwidersprochen: Viele Theologen – zumeist aus dem Umfeld der Bekennenden Kirche – setzten sich für eine Beibehaltung des Alten Testaments ein.

Der Vortrag wird zunächst knapp die Argumente der Gegner des Alten Testaments vor Augen führen und dann ausführlich auf die freilich für uns heute oft unbefriedigende Verteidigung eingehen. Aufgezeigt wird, dass seitens der Verteidiger das Alte Testament als ein primär christliches Buch verstanden und mit ihm gegen das Judentum Position bezogen wurde.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe und Aktionswoche „Verbrannt und verbannt: Bücher und ihre Autor:innen“ des Vereins EL-DE-Haus mit Partner:innen in Erinnerung an die Verbrennungen von Büchern im Jahr 1933.

http://verbranntundverbannt.info/

Der Vortrag wurde gehalten am 25. April 2023 in der Melanchthon-Akademie in Köln.

Theologie und Naturwissenschaft im Horizont aktueller Erkenntnisse

Perspektiven ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis

Dr. theol. Matthias Haudel, Professor für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, erläutert in seinem Vortrag am 2. März 2023 das theologische Schöpfungsverständnis vor dem Hintergrund der aktuellen Naturwissenschaften – und zwar sowohl hinsichtlich des Kosmos als auch im Blick auf den Menschen (u.a. Evolution, Neurowissenschaften). Ferner präsentiert er bedeutende Dialogkonzeptionen und einseitige reduktionistische Entwürfe.

Bildung als Muss und Genuss

Lass uns reden I #61

Die Melanchthon-Akademie engagiert sich unter anderem für eine „Bildung für alle“. Hier erzählt der Leiter, Dr. Martin Bock, wie dieses Ziel Realität werden kann, von Bildungsangeboten zwischen „Himmel und Erde“, wie es zur Namensgebung kam und was diese letztlich mit dem Bildungsauftrag zu tun hat.

Verwandlung der Mächte

Der 2012 verstorbene amerikanische Theologe Walter Wink hat den Begriff vom „Mythos der erlösenden Gewalt“ geprägt und die biblischen Rede von „Mächten & Gewalten“ genutzt, um heutige Machtstrukturen verstehen und transformieren zu können. Die Quintessenz seiner Forschung ist 2014 auf deutsch unter dem Titel „Verwandlung der Mächte“ erschienen. Mit diesem Buch setzte die breitere Wahrnehmung von Wink in Deutschland ein. In kurzer Zeit ist das Buch zu einem modernen Klassiker der Theologie der Gewaltfreiheit geworden.
Zum zehnten Todestag von Walter Wink spüren wir seiner vielfältigen Wirkungsgeschichte in Deutschland nach und fragen nach ihrem Potential für unsere Theologie und unser Engagement. Dazu haben wir Menschen eingeladen, die berichten, was sie von Walter Wink gelernt haben und wie sein Werk sie geprägt hat. Danach diskutieren wir gemeinsam, welche „Mächte & Gewalten“ heute das Leben bedrohen und wie wir Winks Überlegungen zu einem engagiert-transformativen Zugang zur Bibel nutzen können: um die Mächte mutig zu konfrontieren und letztlich zu ihrer Erlösung beizutragen.
Eine Veranstaltung vom Ökumenischen Institut für Friedenstheologie, dem Internationalen Versöhnungsbund/Deutscher Zweig und der Melanchthon Akademie Köln.

Unsere Impuls-Geber:innen:

Dr. Julia Lehnen-Volmer, Theologin und Schriftstellerin. „Interaktionale Bibelauslegung“ ist im Kohlhammer-Verlag erschienen.

Dr. Peter Aschoff,evangelischer Pfarrer in Nürnberg, langjähriger Leiter der Elia-Gemeinschaft in Erlangen, bloggt auf peregrinatio.net.

Johanna Tschautscher, Schriftstellerin, Regisseurin und Filmemacherin aus Linz/Österreich. 2016 hat sie den Essay-Film „Vom Mythos der erlösenden Gewalt“ veröffentlicht. 

Dr. Tobias Faix, Professor an der CVJM-Hochschule Kassel und Initiator des Masterstudiengangs Transfromationsstudien. Das eingeblendete Bild ist von Ghazwam Assaf.

Miriam Meyer, Studentin im Master-Studiengang Transformationsstudien an der CVJM-Hochschule Kassel und Mitglied im „Refo Moabit“.

Dr. Egon Spiegel, Professor für Praktische Theologie an der Universität Vechta.

Literatur von Walter Wink:

Walter Winks „Powers-Trilogie“: Naming the Powers, Unmasking the Powers und Engaging the Powers.

Eine leicht lesbare Zusammenfassung ist unter dem Titel The Powers That Be erschienen. Dieses Buch ist auf Deutsch erschienen als Verwandlung der Mächte: Eine Theologie der Gewaltfreiheit.

Weiterführende Hinweise – allesamt von Walter Wink geprägt:

Aktiv gewaltfrei: Die neue Kampagne von Pax Christi, die sich direkt auf Winks „Mythos der erlösenden Gewalt“ bezieht.

Stir Up Peace: Videoserie zur Logik und Praxis gewaltfreien Widerstands mit vielen Geschichten und Konzepten, sowie Diskussionsfragen.

Radical Discipleship ist eine der Orte, wo Winks theologisch-aktivistische Arbeit weitergeführt wird.

Hervorzuheben ist auch das Geez Magazine, es gab dort eine ganze Ausgabe zu den „Mächten“.

Bill Wylie-Kellerman, Pastor aus Detroit, entwickelt „liturgisch-direkter Aktionen“. Auf seiner Webseite sind viele seiner Texte frei verfügbar. Empfehlenswert ist sein Buch: Powers in Particular: A Practical Theology of the Powers.

Happy Birthday, Philipp Melanchthon!

Am 16.2.1497- also genau vor 525 Jahren – wurde unser Namensgeber Philipp Melanchthon geboren. Als Reformator bewegten seine Ideen nicht nur die Kirche, sondern auch Städte, Schulen und Universitäten. Zudem verfasste er das erste evangelische Glaubensbekenntnis, die Confessio Augustana. Die Ideen von Philipp Melanchthon lassen sich auch im Hier und Jetzt entdecken. Unsere Studienleiter:innen fassen in diesem kleinen Film Ihre Wünsche an Philipp Melanchthon zusammen.

Zu dem hat Dr. Thorsten Latzel, der Präses der Evangelischen Kirche im
Rheinland, uns ein Grußwort übermittelt, über das wir uns sehr freuen! Darin hat er
unser Engagement als Stadt-Akademie in Köln und Region mit diesem großen Namen
auf den Punkt getroffen.

Introversion und Extraversion – zwei im Alltag häufig missverstandene Begriffe C. G. Jungs

Jeder benutzt heutzutage ganz selbstverständlich die Begriffe „introvertiert“ und „extravertiert“ bzw. „Introversion“ und „Extraversion“, um sich und andere damit zu charakterisieren. Diese Begriffe werden jedoch oft falsch verstanden und angewendet. Schnell kann nämlich anstelle einer adäquaten Charakterisierung eine Beurteilung entstehen, die der Persönlichkeit gar nicht entspricht, was sowohl weitreichende negative Folgen für das Selbstverständnis des betreffenden Menschen haben kann als auch für die Art und Weise, wie er von seinen Mitmenschen gesehen wird. Durch die verzerrte Selbstwahrnehmung kann die ganze Entwicklung eines Menschen eingeschränkt werden, wie am Beispiel einer pseudo-introvertierten jungen Frau gezeigt werden soll. Als Kind von Einwanderern war sie ihre ganze Kindheit und Jugend hindurch sehr schüchtern gewesen, und sie glaubte von sich selber, sie sei introvertiert. Eigentlich handelte es sich aber um eine ausgesprochen extravertierte Frau, die jedoch aufgrund ihrer unablässigen Charakterisierung als „introvertiert“ seitens der Eltern, Lehrer und Vorgesetzten schließlich selbst von ihrer Introvertiertheit überzeugt war und sich deshalb auch an der Universität und dann im beruflichen Umfeld so verhielt, wie sie glaubte, sich als Introvertierte benehmen zu müssen – und dies zu ihrem Schaden.

Noch einmal: Assistierter Suizid. Ein Zwischenruf von Pfarrer Dr. Rainer Stuhlmann

„Assistierter Suizid. Wie geht es nach dem Urteil des BVG vom Februar 2020 weiter?“ Zwar nicht der gegenwärtige Ratsvorsitzende der EKD, wohl aber einige seiner Vorgänger kamen in den letzten Monaten in der Melanchthon-Akademie zu diesem Thema zu Wort. Ihre Argumentation hat immer die gleiche Struktur. Ihre ethische Beurteilung der Hilfe zum Suizid wird getrübt durch eine unklare ethische Beurteilung des Suizides selbst. Sie geben sich kritisch gegenüber der traditionellen kirchlichen und theologischen Verurteilung des Suizids als „Selbstmord“. Aber bei genauerem Hinsehen ist die kirchliche Verurteilung der Selbsttötung heute nur weniger drastisch. Auch ihre Argumente laufen letztlich auf nichts anderes hinaus als eine moralische Nötigung, den Tod zu empfangen, statt ihn sich zu geben.

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